Sonntag, 30. Oktober 2016

Schon fast 2 Monate

Nun bin ich schon fast zwei Monate hier... Zwei Monate mit vielen schönen Momenten, aber auch einigen weniger schönen. Mit vielem Neuen, neuen Menschen, einem ganz neuem Land und neuen Erfahrungen.
Gerade sind die Tage leider ein bisschen starker geprägt von wenig Arbeit, da besonders in den letzten Tagen keine oder nur wenig Schüler zu dem Englischunterricht erschienen sind, warum wissen wir nicht genau. Dadurch ist meine Unmotiviertheit weiter gewachsen, aber wir haben uns auch ein bisschen selbst ins Bein geschossen und nicht einfach die Zeit genutzt, etwas mehr vom Land zu entdecken. 
Aber ab November sind wir auch wieder von Montag bis Mittwoch in der Khajuri High School, die auf ihrer Facebookseite auch schon Werbung für uns macht;)





Und Freitag und Samstag sind wir in unserem Dorf in der Schule... Für Caterina wird es eine Gymnastikklasse, für mich eine Malklasse zusätzlich, neben jeweils 2 Englischklassen geben. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, da viele Kinder zwar malen, aber häufig die vorgefertigten Malbücher benutzten. Auch in unserem Projekt gibt es einen "Malunterricht", der aber so abläuft, dass der Mallehrer etwas anmalt (mit schwarzem Stift auf ein Whiteboard!!) und die Kinder das dann abmalen....



Neben den etwas unmotivierten Stunden geht es mir hier eigentlich ziemlich gut. Das ich hier ein zuhause gefunden habe, habe ich auch heute wieder gemerkt, wir waren zu einem Besuch bei Helgo in Tikiapara, einem ehemaligem Slum in Howrah, und ich habe mich wirklich gefreut, als wir durch die vertrauten Straßen vom Bahnhof Richtung NOSKK gefahren sind. Die Menschen kennen uns langsam, freuen sich darüber, dass wir einige Worte Bengali können und verstehen und natürlich, wenn unsere Hausmutter wie gewohnt, sich freuend von ihrem allabendlichen Fernsehplatz erhebt um zu sehen, ob wir gut angekommen sind, dann ruft das doch schon ein ziemliches Heimatgefühl hervor.

Was habe ich bisher aus den zwei Monaten mitgenommen?


Sich eigene Dinge für den Englischunterricht zu überlegen, fällt mir manchmal schwerer, als ich gedacht habe, zumal ich nicht nur einen sturen Frontalunterricht machen möchte.
Ich habe mich in ein Land verliebt, von dem ich wahrscheinlich nur einen kleinen Teil kennenlernen werde, da es viel zu groß und weitflächig ist. Aber das lässt sich durch eine weitere Reise in dieses wunderbare, lebensfrohe und energiegeladene Land auch noch meistern.
Wenn man sich eine neue Sprache sozusagen fast selbst beizubringen versucht, ist auch das manchmal schwer. Aber wenn ich dann eine der Mitarbeiterin mit meinen bisherigen Bengalikenntnissen anspreche/antworte und dies dann ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubert, weiß ich, das es sich lohnt und ich mich auch noch weiter dahinter setzten sollte.
Zu dem Thema Heimat, sind es gerade das Lächeln der hier arbeitenden Frauen und Männer, die mir dadurch zeigen, dass ich zuhause und willkommen bin, auch wenn man bisher nur wenig Kontakt zu manchen von ihnen hat. Gerade von einer älteren Dame, eine der "Präsidentinnen" hier, werden wir meist zur Begrüßung, oft auch bei der Verabschiedung ;),umarmt und einmal über unser Gesicht gestrichen, was anfangs ein bisschen komisch ist, mich aber irgendwie auf eine liebevolle Art und Weise an meine Uroma erinnert. Also gibt es viele kleine und große Momente (ja mal wieder spreche ich von Momenten;)), die das Jahr hier lebenswert machen, zumal ich der Meinung bin, dass wir später, auch im Laufe der besseren Bengalikenntnisse, mehr mit NOSKK zutun haben werden und auch noch mehr Sachen außer dem Englischunterricht machen können und werden.

"No matter how hard the past was,
you can always begin again."
Buddha

Ich bin positiv gestimmt, werde mich aber auch noch um einige kleine Sachen kümmern, die mir bisher ein bisschen gefehlt haben, oder nur kurz vorhanden waren. Wie zum Beispiel das Motorrad von unserer Organisation, mit dem ich mit Caterina hintendrauf zum Markt fahren konnte.

In Liebesgeschichten gibt es nicht immer nur Liebe, manchmal gibt es nicht einmal ein "Ich liebe dich" und doch liebt man sich."
Das Labyrinth der Wörter

In diesem Sinne verabschiede ich mich wieder. 
Sende aber über die weiten des Internets ein "Ich liebe euch" an meine Familie dort draußen. Zwei besonders starke an die sozusagen ofenfrische Familie in Hamburg und an die beiden, denen ich unendlich dankbar für alles bin. 
Die mit ihren 26 verbrachten Ehejahren schon fast als altbacken bezeichnet werden können und auf ihre alten Tage (;)) nun das Leben als Großeltern kennenlernen dürfen.

Montag, 17. Oktober 2016

Ich kam, sah und redete nicht viel....

 Gerade heute bin ich selbst zu faul, einen ganzen Blog zu schreiben, wollte aber dennoch wenigstens ein paar Fotos von unserem Wochenende in Kolkata hinzufügen, wobei ein paar andere ebenfalls den Weg in den Blog gefunden haben.... Aber hey, es sind nur Fotos mit wenig Text, die meine Erlebnisse aber größtenteils ganz gut wiederspiegeln....:)


Der Ausblick von unserer Dachterasse nach hinten...

Das angefangene Terassenpflanzenprojekt, welches aber nach dem Nichtkeimen der Kerne wieder eingeschlafen ist....;)


Der nächste Durga Puja Tempel in unserem Umkreis....
Unsere Organisation hatte gegenüber von dem obengezeigten Tempel einen kleinen Stand, mit Prospekten von und über die Organisation. Von einer Mitarbeiterin bekamen wir ein Abendessen, da wir natürlich nicht hungern sollen...




Und so kann ein Tempel von innen aussehen


Oder so....Wobei dieser ein Tempel in Kolkata war, die anderen Tempel, die wir auch besucht haben, könnt ihr auf Caterinas Blog finden :) (caterinindia.wordpress.com)

 

Natürlich haben wir nicht nur die Tempel besucht (Mitte), sondern haben uns auch eine wunderschöne Kirche mit Pappaufstellern von dem Papst und Mutter Theresa angesehen (Links).
Außerdem ist uns auch das altbekannte Hochwasser begegnet ;)


Etwas verwackelt und unscharf, aber ich glaube es lässt sich dennoch die Magie Kolkatas bei Nacht erahnen.

 




Unsere Flurstreichaktion,
mit viel Spaß, Harry Potter und dadurch auch etwas Magie ;)







 

Ein weiteres Fest schließt an Durga Puja an, allerdings in unserem Dorf und mit lauter Musik, die gefühlt die ganzen Nächte vorhanden war....


Eine ganz ganz liebe Familie, bei der wir jederzeit willkommen sind, die sich sehr lieb, aber auf normale Weise um einen kümmern. Auch wenn sie nicht ganz verstehen können, dass uns bei einer Temperatur von 5 Grad weniger im Vergleich zur vorherigen Woche, nicht kalt ist.





Besonders beliebt sind die Seifenblasen bei den Kindern im Dorf.


 Mit Mühe geht auch das Bengalilernen voran;)


Der bunte Sonnenschirm auf dem Dach dient uns als Schattenplatz auf der Dachterasse.

 
Mir sind die Fotos, die gemacht werden manchmal ein bisschen viel, weshalb ich den Spieß umdrehe und die fotografiere, die uns gerade fotografieren. Wobei zu erwähnen ist, das besonders die beiden Mädchen im Vordergrund sehr lieb sind uns ständig mit uns spielen wollen...Leider auch dann, wenn wir gar keine Zeit/Lust haben....


Aber vor einer Englischstunde tut frische Luft ganz gut ;)

P.S. Wobei der Titel des Blogs meine ersten Wochen ganz gut beschreibt, ich aber mehr reden möchte und muss, denn sonst wird das auch mit dem Bengalilernen nichts....

Freitag, 7. Oktober 2016

Momente eines Wochenendes

Bevor wir unser Hotel in Kolkata aufsuchen wollen, haben wir beschlossen, erstmal einen Kaffee zu trinken. Und das in dem gelben Laden, den wir auf der Park Street gesehen hatten.
Zu unserer Überraschung waren dort recht viele Europäer/Backpacker anzutreffen... Aber gut, bei günstigem Essen, freiem WLAN, gutem Kaffee usw., wer will das schon nicht....;)
Und dann erlebten wir in den Abendstunden ein Kolkata, welches wir bis dahin noch gar nicht kannten.

Noch belebter und pulsierender schoben sich die Menschen teilweise durch die Straßen, schoben deshalb, weil gerade vor den größeren Bauten für Durga Puja ein unglaubliches Gedränge entstand. Jeder wollte wenigstens einen Blick auf die Figuren erhaschen, das lange Warten sollte sich ja auch gelohnt haben.... Wir, die ziemlich am Rand, sehr weit vorne waren, wurden von den Massen nach vorne geschoben, von den heute sehr presenten Sicherheitsleute gehalten und zurück geschoben. Um die zwei bisher größten "Tempelbauten" ansehen zu können, haben wir lustigerweie nicht anstehen müssen, erst wurden wir von einem Securityman zu einem Nebeneingang/VIP-Eingang gebracht, beim zweiten Mal kamen wir mit einer Gruppe von Jungs ins Gespräch, die eine VIP-Karte dabei hatten und uns mit hinein nahmen. Und das meistens einfach aus Interesse an uns....

Mir ist das hier aufgefallen, dass manche Leute einen auch anstarren/angucken, aber mit einem großen Interesse dahinter. Den Kolkata kennt zwar Touristen, aber hat sich, zum Glück für uns, noch nicht so daran gewöhnt wie Delhi oder Mumbay wahrscheinlich ;)

Bilder von den Palästen werde ich noch beifügen:)

Der gesamte Abend hatte für mich etwas besonderes, ja wahrscheinlich sogar magisches an sich. Die vielen Straßen mit den bunten Lichtern, dazu die gewohnten Stadtgeräusche (sehr lautes, durchdringendes Hupen) und oftmals die eine oder andere laute Musik in/bei den Tempeln. Einmal wurden wir von einem Straßenstandverkäufer in einen Hinterhof gewunken, nach dem wir interessiert nach dem Ursprung eines Trommelkonzertes Ausschau gehalten haben. Und was fanden wir da? Inmitten eines halb überdachten Hinterhof, mit einem Trinkwasserhahn am Rand, war ein kleiner, aber ein liebevoll erbauter Tempel zu sehen, vor dem drei ältere, graubärtige Inder in ihren Dhotis die Trommeln schlugen. Entlang der Balkone spannten sich zahlreiche Lichterketten und ließen den doch etwas düstereren Hof in einem ganz anderen Licht erscheinen. 

Für mich sind es genau diese Momente, die mir zeigen, dass das Land, welches ich gewählt habe, genau das ist, wo ich ein Jahr leben möchte, um am Ende möglichst viele solcher Momente einfangen und behalten zu können.

Die Nacht war noch recht lang, weshalb wir uns heute auch erst ab 12 Uhr aus dem Bett bequemt haben, einfach weil wir geschlafen und es genossen haben, einfach frei zu haben. Und bis auf Aaron, einen anderen Freiwilligen, niemand, der auf uns wartet/von uns abhängig ist.
Noch ein bisschen verschlafen machten wir uns auf den Weg, etwas zum Frühstücken zu finden und entschieden uns sehr schnell für ein sehr einfaches, indisches Essen. Lecker und ganz entspannt aßen wir unter ein paar indischen Männern, wobei es für jeden sozusagen das gleiche gab, Reis, Gemüse und Dhal. Da ist mir mal wieder aufgefallen, dass die Zeit, die das Essen in Anspruch nimmt, eine ganz andere ist, als ich es von zuhause kenne. Man setzt sich an den Tisch, bekommt/nimmt sich das Essen, isst und steht auf, wäscht sich die Hände und das wars. Wenig Gespräche, und wenn, dann kurze, die genauso lange dauern, bis man fertig gegessen hat. Während zuhause ein Abendessen theoretisch Stunden dauern kann....

Aber dafür gibt es hier bei anderen Dingen, die fast schon berühmte indische Gelassenheit.
Nach einigen Hin und Her und etwas Warterei von unserer Seite aus, haben Caterina und ich, uns mit Linus und Henryk getroffen, um ein bisschen planlos den Nachmittag miteinander zu verbringen. Was sich am Ende zu der zweiten sehr guten Nacht in Folge entwickelt hat. Mit viel Spaß und naja Appetit haben wir ein hervorragendes Restaurant besucht, was auf eine ganz süße, liebe Art probiert, eine Mischung aus Indien und aller Welt herzustellen. Die Kellner/Server waren in indischer Tracht, die Speisekarte dagegen reichte von irischem Steak über American Banana Split bis hin zu Tandoori Chicken. Alles in allem eine wunderbare Mischung und auch nur weiter zu empfehlen, vorausgesetzt, man bringt etwas Wartezeit mit, auf das Essen auf jeden Fall, auf den Tisch eigentlich auch;)

Manchmal ist es gerade wegen unserer Hautfarbe so, dass man sich einen kleinen Vorteil verschaffen kann, und schnell und einfach einen Tisch bekommt, auch wenn man theoretisch warten müsste. Wir wissen/ich weiß natürlich, dass man genau das eigentlich nicht machen sollte, aber es einfach einmal auszuprobieren finde ich persönlich in Ordnung.....

Vielleicht ist erkennbar geworden, dass sich mein Wochenende aus mehreren kleinen und größeren Momenten zusammengesetzt hat, manche schön, manche etwas nervig oder dekadent.... Aber es war ein kleiner Miniurlaub, raus aus dem Englischunterricht und rein in das Leben Kolkatas....:)
Mit Freiwilligen, die sich mehr und mehr wie eine Familie zusammenfügen, sich unterstützten und ihr Erlebtes teilen...


Trotzdem sind meine Gedanken gerade bei einer kleinen Heiratsbekanntgabe, von der ich gegen 3 Uhr nachts erfahren habe... Eine komische Situation, wenn man es mal objektiv betrachtet.... Aber damit muss man leben, wenn man sich entscheidet, 8500km entfernt von der einen Heimat entfernt zu sein....:)


Liebste Grüße an alle:)

Montag, 3. Oktober 2016

Wie Dornröschen erwachten wir aus einem langen Schlaf....

Das stimmt natürlich nicht ganz, allerdings waren wir in dem letzten Monat oft und beständig müde... Es war irgendwie komisch, denn natürlich hatten wir auf der einen Seite was zu tun und an manchen Tagen auch recht viel, aber so ganz war mir meine Müdigkeit nicht klar.
Aber als wir am Samstag morgen Richtung SP-Office radelten, um meine Registrierung endlich abzuschließen, merkten wir, was uns morgens ein bisschen fehlt.
Die Räume, in denen wir uns manchmal zu oft aufhalten, haben Fenster, leider mit verschlossenen Fensterläden, weshalb die Luft.... Naja meistens eher eine Klimaanlagenluft ist.... Und durch verschlossene Fensterläden erreicht einen auch kein Sonnenlicht, was zum Beispiel eine Pflanze ja wirklich zum Leben braucht ;)
An dem besagten Morgen waren wir also draußen, im Sonnenschein an der frischen Luft und sind mal eine etwas längere Strecke mit dem Rad gefahren, aber waren danach wacher als an den Tagen davor.
Also heißt das für mich, ganz bewusst mehr Zeit draußen zu verbringen und in den Pausen unsere Dachterrasse zu nutzen. Denn diese ist ein kleines Projekt von uns, damit wir in Sonnenschein und Regen draußen sein und das Dorfleben sozusagen von oben mit erleben können.

Ansonsten habe ich mehr und mehr Spaß am Englischunterricht, in der High School und auch in den Gruppen, die wir hier in NOSKK unterrichten. Natürlich ist das eine oder andere schwer zu erklären, wenn man zum Beispiel mir das Wort für "Wortstamm" im Englischen nicht einfällt und ich probiere, den Begriff mit "root" (Wurzel) zu umschreiben. Glücklicherweise sind unsere Schüler ganz pfiffig, oder einer versteht es und erklärt es dann den anderen.

Nach nur einem Monat hier habe ich mich schon stärker eingelebt, als ich gedacht habe, auch wenn mir manchmal das eine oder andere doch fehlt...
Also ich habe kein Heimweh oder ähnliches, aber ich merke, wie ich die Anonymität vermisse, die ich aus Deutschland kenne und dass man nicht jedem sagen muss, was man gerade macht oder wohin man geht. Aber mit einer Gewöhnung der Einheimischen an uns wird das vielleicht irgendwann im Laufe der nächsten elf Monate verschwinden und bis dahin freue ich mich auf die drei Tage, die wir nächstes Wochenende in Kolkata verbringen werden.
Wir haben uns für die Durga Puja Feiertage ein Zimmer gemietet, damit wir nicht immer wieder die doch etwas längere Hin- und Rückfahrt nach Hause haben.
Die Pujaferien sind ziemlich lang und wir werden neben dem Feiern in Kolkata die Zeit auch dazu nutzen, die Flure hier mit Farbe zustreichen.