Montag, 26. Dezember 2016

Bald vier Monate Indien

Viel, viel ist passiert.
Ich habe mein erstes Weihnachten weit weg verbracht und auch eine Woche hier, ohne Caterina gelebt.
Warum? Caterinas Mutter ist Anfang Dezember für zwei Wochen zu besuch gekommen, eine hat sie hier verbracht, um unser Leben hier kennenzulernen. Die andere Woche sind die beiden gemeinsam gereist.
Ich fand den Besuch ganz spannend, zum einen, weil ich Caterina erleben konnte wie sie ist, wenn sie sozusagen mit ihrer Familie zusammen ist. Und zum anderen wurden uns neue Denkanstöße gegeben und man hat die gewohnten Sachen nocheinmal überdacht, weil jemand, dem die noch fremd waren, sie das erste Mal erlebt oder gesehen hat.
Außerdem hatte ich durch die Woche alleine hier die Möglichkeit, unsere Mitarbeiter alleine zu begegnen. Das war irgendwie sehr schön. Ich habe einige lustige Momente mit meiner Hausmutter gehabt, da auf einmal nur noch zwei Personen zusammen gegessen haben statt drei oder vier.. Und ich habe recht viele Beiträge für die Facebookseite geschrieben und unteranderem ein "Blood Donation Camp" besucht und einige Worte zu der Wichtigkeit von Blutspenden gesagt. Und infolge des Camps meinen ersten Award bekommen. Hier werden ganz gerne kleine, goldene Plastikpokale verteilt;)
Wäre der Adventskalender nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich gar nicht an Weihnachten oder die Adventszeit gedacht, aber so hatte ich eine kleine tägliche Erinnerung an Zuhause zum einen und an das kommende Fest zum anderen. Aber den jeweiligen Adventssonntag habe ich zum Beispiel total vergessen und mit Schrecken feststellen müssen, dass dieses Jahr wirklich weder ein Lebkuchenhaus gebaut wird, noch ein weihnachtlicher Schwimmbadbesuch ansteht. Anstelle des Schwimmbadbesuches am 24. habe ich eine heiße Dusche genossen (wir haben erst vor ein paar Tagen den Warmwasserschalter entdeckt;)). Caterina und ich hatten mit Linus und auch dem zukünftigen Boss von Linus in Indien ausgemacht, dass wir gemeinsam einkaufen und dann kochen werden. Das Einkaufen hat sich sehr lustig gestaltet, einfach weil wir in einem Laden waren, wo man sehr kontinental einkaufen kann und wir das Meiste des Gesuchtem auch bekommen haben. Für die Lasagne gab es leider keinen Spinat, deshalb gab es dann eine Blumenkohl-Mais-Lasagne mit VIEL Käse:) Und dazu Auberginen-Tomaten-Gemüse und Kartoffeln. Und zweierlei Nachtisch:)
Also alles in allem ein Weihnachtsessen, was sich sehen lassen konnte. Dazu noch Bier und Wein und ich hatte einen wunderbaren Abend.

Hier ist der 25. der Christmasday und wird sogar auch gefeiert, es kommt natürlich auf die Religion an. Eine hinduistische Mitarbeiterin von uns hat uns erzählt, dass sie nach Bauria in die Kirche geht und da haben wir beschlossen, uns das Ganze einmal anzusehen.
Die Kirche war ziemlich geschmückt, für mich persönlich nicht hundertprozentig weihnachtlich aber egal, und es wurde wahrscheinlich ein Gottesdienst vorbereitet. Der hat aber auch  nach einer Stunde nicht angefangen, weshalb wir dann wieder nach Hause sind.
Und dann heute haben wir normal gearbeitet, seit dem 15.12. haben wir Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ja das Holiday Camp.
Abschließend zur Weihnachtszeit, ja auch wenn die Weihnachtszeit eigentlich bis zum 6.1. geht, kann ich sagen, dass ich zwar kein indisches Weihnachten hatte, aber nichtsdestotrotz mit den Kleinigkeiten von meiner Familie und dem gemeinsamen Abend mit den Anderen, eine schöne Weihnachtszeit hatte. Ich habe gemerkt, dass es mir an Weihnachten vor allem darauf ankommt, den Tag oder die Zeit mit Menschen zu verbringen, die ich mag und die mich mögen. Der Ort und die Tatsache, ob es Geschenke oder einen richtigen Weihnachtsbaum gibt, ist dabei nebensächlich.

Ihr habt ja schon das eine Maskenbild mit den Kindern vom Holiday Camp gesehen, so etwas und noch andere Sachen machen wir. Neben den Masken haben wir schon Pfaue gebastelt (das indische Nationaltier) und auch Fröbelsterne probiert, sowie Freundschaftsbänder und Böötchen. Außerdem lesen wir ab und zu eine Geschichte vor und lassen die Kinder dann ein oder mehrere Bilder dazu malen. Zudem probieren wir den Kindern Spiele wie Ligretto und Memory beizubringen, aber machen natürlich auch ein bisschen Englisch und Gymnastics. Das macht meistens ziemlich viel Spaß, auch wenn es manchmal sehr, sehr laut werden kann und die Kinder die Malfarben nicht immer gerne teilen wollen. Und unglaublich neugierig sind und alles anfassen wollen....
Trotzdem ist es ganz schön, von 10 Uhr morgens bis 17 Uhr eine Beschäftigung zu haben, mit einer Stunde Mittagspause natürlich und dann am Ende des Tages zu wissen, dass man was gemacht hat. Dazu gehören natürlich auch immer Überlegungen für den nächsten Tag, oder wie man es besser machen könnte, aber das ist eigentlich selbstverständlich und passiert meist auf dem Weg zum Markt um Obst zukaufen.
Neben dem Holiday Camp haben wir die Klassen unter der Woche verständlicherweise gerade nicht, aber auch das Wochenende ist nach wie vor manchmal recht voll, wenn nicht von Klassen, dann von Hochzeiten oder Einladungen. Ungefähr so, wie wir auf dem einen Bild aus dem Adventskalender aussehen, angezogen mit "schicken" Kleidern und behängt mit Schmuck, sollten wir eigentlich zu jeder Hochzeit erscheinen. Da unsere Saris nicht glitzern, wird uns immer gesagt, dass sie nicht schick genug für eine Hochzeit sind. Komplett deutsche Kleidung hingegen geht. Aber wer packt für einen Freiwilligendienst Abendgarderobe ein...?
Das haben wir natürlich auch nicht gemacht. Deshalb werden wir uns nun jeweils einen Anzug schneidern lassen, der dann hoffentlich Ende Januar zu der Hochzeit einer Mitarbeiterin fertig ist.

Doch zuerst "müssen" wir einmal nach Hyderabad zu unserem Zwischenseminar. Das wird wahrscheinlich ziemlich spannend, da wir zum einen die anderen Freiwilligen sehen und zum anderen davor ein paar Tage Urlaub hängen. Mit zwei Motorrädern fahren Linus und ich Richtung Hampi, Caterina sitzt bei mir hinten drauf;) Was genau wir dort machen ist noch unklar, aber man soll wohl wunderschöne Tempel besichtigen und auch ziemlich gut klettern gehen können.
Ich freu mich drauf, einfach um mal wieder eine kleine Abwechslung zu haben.
Außerdem kann ich durch den Austausch mit den anderen Freiwilligen beim Seminar noch neue Ideen sammeln, die wir hier dann umsetzten können.

Euch danke ich für das Durchlesen dieses langen Eintrages und wünsche Euch FROHE WEIHNACHTEN. Zwei Tage zu spät aber was ist schon Zeit?

Und, falls wir uns nicht mehr hören auch einen guten Start ins Jahr 2017!! Auf das all das vorgenommene klappt und die schlimmen Dinge aus dem vergangenen Jahr sich nicht wiederholen.

Liebste Grüße von eurer Emmy:)

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Adventskalender


Day One: India Gate in Delhi mit unserer Chefin :)


Day Two: Eine indische Hochzeit mit unglaublich schmucken Kleidern...


Day Three: Eine eigene Kreation des Rothis zusammengeklappt mit Banane 


Day Four: Meine Freude über den selbstgemachten Adventskalender, er ist gemeinsam mit Caterinas Mutter am 1.12. angekommen;)


Day Five  Humayun´s Tomb, Delhi


Day Six: the best place to be


Day Seven: Statt meiner Nichte hab ich ein anderes Baby auf dem Arm;)


Day Eight: In dem wunderschönen dinning room gab es mal wieder Essen, die Fotografin ist Dorothee, Caterinas Mutter :)


Day Nine: Drawingclass 


Day Ten: On our way to Digha


Day Eleven: Humayun´s Tomb erkunden


Day Twelve: Etwas dekadent aber trotzdem ein wunderbarer Abend:)


Day Thirteen: Streets of Kolkata by Linus


Day Fourteen: Quite busy at a meeting :P


Day Fifteen: Mit dem Start des Holiday Camps haben wir hoffentlich volle Tage;)


Day Sixteen: Keine "Sweetsixteen" mehr, aber dafür gab es zu Beginn und zum Ende des Arbeitstages einen Geburtstagskuchen :)


Day Seventeen: Nach wie vor die beste Medizin gegen alles- Fotos von der kleinen Nichte:)


Day Eighteen: Ein Zirkusbesuch mit drei Motorrädern in einer Kugel



Day Nineteen: Essenszubereitung bei dem zweiten Tag einer zweitägigen Hochzeit:)

Day Twenty: Auf dem Platz vor dem Projekt war ein Cricketspiel/tunier und wir wurden gebeten die beliebten Pokale zu überreichen....


Day Twentyone: Links unsere Hausmutter, rechts Caterina auf dem Weg zu dem Haus unserer Saira;)



Day Twentytwo: Das Holiday Camp läuft sehr sehr gut, heute haben wir Masken gemacht. Anstelle von Kindern hatten wir dann ein paar Pandas, Elephanten, Harry Potters/Zauberer, ein pinkes Einhorn und zwei sehr unterschiedliche Hasen;)



Day Twentythree: Meine Hausmutter und ich bei der letzten Hochzeit. Nur was steht dort geschrieben?


Day Twentyfour: Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest:)



Sonntag, 27. November 2016

Die Momente danach

"We spent some time
Together walking
Spent some time just talking
About who we were"
The Perishers



So in etwa verbringe ich meine freien Stunden, ob mit Caterina an den meisten Tagen, oder mit Henryk und besonders mit Linus an unserem freien Tag.
Man hört ja oft, dass Jugendliche durch den Freiwilligendienst erstaunlich reflektierend werden... Das stimmt sogar.. Also es ist eigentlich notwendig, da man wahrscheinlich irgendwann feststecken würde und nicht mehr weiterwüsste.

Für meinen weltwärts-Dienst muss ich alle drei Monate einen Zwischenbericht schreiben und dabei unteranderem einen normalen Tagesablauf schildern. Da stellt sich mir die Frage, wie ich das machen soll. Gerade gehen wir selten in die Schulen, da in Indien gerade die Examenphase angefangen hat. Ab dem 15. Dezember machen wir ein Holidaycamp für die Kinder, in der Ankündigung stehen zwar Zeiten, aber wann die Kinder dann auftauchen, ist dann auch wieder eine Frage. Zum Beispiel heute hätten wir schon mindestens 3-4 Klassen gehabt, bisher ist aber noch niemand aufgetaucht.... Gerade macht es mir nichts aus, da ich mich mit anderen Sachen beschäftigen kann, aber manchmal wünscht man sich doch wenigstens zwei, drei Kinder her.... An anderen Tagen werden wir schier überrannt und ich komme eher weniger dazu mich in das Bengalilernen zu vertiefen, als mir lieb ist. 
Man muss sich hier sehr schnell auf sehr vieles einstellen können. 

Auch darauf, dass die Organisation fünf Tage bevor sie ein großes Meeting in Kolkata halten will, anfängt, dies zu planen. Dann müssen alle mithelfen, nebenbei läuft aber noch ein anderes Programm und am Samstag kommen noch einige Mitarbeiter von einem Ableger NOSKKs hier her, um zu irgendeinem Thema sich weiterzubilden... Nichtsdestotrotz waren zwei Besuche angekündigt, die sich auf eine ganz faszinierende Art und Weise zwischen die laufende Weiterbildung, Essen und eine sehr beeindruckende Tanzchoreo geschoben haben.
Dass das alles dann doch ziemlich gut zusammen und aufeinmal klappt, finde ich ziemlich beeindruckend...
Und wenn wir eine Inderin kennenlernen, die ihre Arbeit so beschreibt: "Well, first I raised my son, like all indians do and now I work with NGOs...", dann weiß ich persönlich, dass es sich lohnt auch langweilige Tage auszuhalten. Da ihr Sohn europäisches Essen sehr sehr gerne mag, kann sie wohl Sachen wie Pizza und Pasta ziemlich gut kochen und hat uns gleich eingeladen. Dann würde sie etwas für uns kochen. Aber bitte an einem Wochentag, da sie Sonntage nicht so gerne hat, da dann ihr Mann zuhause ist....;)

Man trifft immer wieder unglaubliche Menschen und hat wunderbare Begegnungen. 
Trotz schon fast drei Monaten in der Nähe von Kolkata und ausgiebiger Erkundungstouren dieser Stadt, findet man immer wieder Orte, die einen zweifeln lassen, wo man sich gerade auf der Welt befindet. Man fühlt sich manchmal wie um 100 Jahre zurück versetzt, oder aber zum heutigen Zeitpunkt, der Ort könnte sich aber genauso gut in einem anderen Erdteil befinden.

Und sowas finde ich toll... Trotz einer Zeitspanne von drei Monaten, die ich nun schon hier bin, kann ich oftmals was Neues entdecken und mich in neue kleine oder große Sachen verlieben.

Die Arbeit ist manchmal sehr spannend, meine Malklassen starten gerade mal mehr mal weniger und es ist ziemlich spannend zu beobachten, wie und vorallem was die Kinder malen. Dabei ist aber immer wieder deutlich zu sehen, dass sie teilweise nur selten die Gelegenheit haben zu malen und wenn doch, dass sie oftmals irgendetwas abmalen.... Beim letzten Mal habe ich ihnen gesagt, dass sie bitte ihr Dorf oder ihr Haus malen und das hat auf eine ganz süße Art und Weise geklappt. Die Sache mit den Stiften ist etwas nervig manchmal, da sie meistens denken, dass der Malkasten, den ich vor die einzelnen Kinder gestellt habe, ihnen für die Malstunde gehört und man nicht einfach mal sich einen Stift bei seinem Nachbarn ausleihen kann, aber wir haben ja noch ein paar Stunden um das zu üben:)

Das, was wir bisher erreicht haben, ist manchmal schon etwas... Und wir freuen uns, dass Caterinas Mutter zeigen zu können, die in 4 Tagen kommt. Wir planen einen kleinen Deutschlandabend, um unseren Mitarbeitern ein bisschen etwas von unserer Heimat zu zeigen und auch um die kommende Adventszeit zu erklären. Die für mich, glaube ich, manchmal ganz schön komisch wird... Aber mit Plänen für Weihnachten , die unteranderem Lasagnebacken beinhalten, lässt es sich hoffentlich ganz gut ertragen;)

Anstelle eines Adventskalenders mit Süßem, habe ich vor, jeden Tag ein Bild zu posten, von den letzten Wochen hier oder auch vom selbigen Tag. Um euch, dort draußen, ein bisschen bildlicher mitzunehmen. Und vielleicht schafft es ja einer von euch, jeden Tag das neue Bild zu sehen:)
Ich hoffe selbst, dass ich dran denke und freue mich den folgenden Monat.

The Road Not Taken

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,


And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.


I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I —
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

Robert Frost

Donnerstag, 17. November 2016

17 Stunden hin, 27 1/2 Stunden zurück

Ja, so ungefähr sah unsere Reise im Groben nach New Delhi aus.
Als die Reise überhaupt erst richtig fest stand, also Montag mittag, wir Dienstag Nachmittag losfahren würden, um Mittwoch morgen dann in Delhi zu sein, hatten wir erneut einige Euphorieschübe und auch wieder Enttäuschungen erlebt. Anfangs war der Plan, das wir Montag losfahren würden, um pünktlich zum Meeting Beginn in Delhi zu sein, aber nach langem Hin und Her und ewiger Herumtelefoniererei seitens unserer Organisation und ständigem Umdenken von uns, stand fest, dass wir erst gegen Mittwoch in Delhi sein können. Aufgrund von Ticketmangel etc. etc.
Aber unsere Reise begann in einem ziemlich komfortablen Zug, der uns in nur 17 Stunden an unser Ziel bringen sollte: Rajdhani Express

Mit sehr gutem und vor allem viel Essen, alles einzeln verpackt, sowie bereitgestellten Laken und Decken reisten wir Richtung Delhi. Manchmal habe ich mich nicht mehr wirklich wie in Indien gefühlt, eher wie in irgendeinem Zug in Europa, aber die vorbeiziehende Landschaft war dann doch sehr indisch;)

Das Meeting selbst war dann ziemlich interessant, nicht unbedingt weil ich alles verstanden habe (Sprachbarriere), aber vor allem aufgrund der Menschen, die man dort kennengelernt hat. Neben vielen Menschen, die ebenfalls in der einen oder anderen NGO tätig sind, haben wir, gut eigentlich erst nach dem Meeting, eine Inderin kennengelernt, die sich gegen verschiedene Dinge stellt und oftmals mit politischen Auftritten gegen z.B. Kriege ausspricht.
Die Arbeit, die diese Frau leistet ist unglaublich! Es lohnt sich daher sehr, sich ein bisschen über sie und ihre Organisation zu belesen;)
Wir hätten sie auch fast gar nicht kennengelernt, aber da sie aufgrund von Problemen mit dem Bezahlen ihres Fluges nach Mumbai, erst zwei Tage später geflogen ist, haben wir uns bei einem nächtlichen Chai kennenlernen können.
Ihre Geldprobleme sind dabei nicht auf zu wenig Geld zurückzuführen oder so, sondern nur auf die schlichte Tatsache, dass der indische Premier Modi von heute auf morgen beschlossen hat, die 500 und 1000 Rupienscheine ungültig werden zu lassen. Er will damit gegen die Massen an Falschgeld vorgehen, die im Umlauf sind, verschlechtert aber eigentlich nur die Lebenslage seiner Landsmänner. 
Dieser Artikel trifft die Lage ganz gut, aber um es noch einmal hervorzuheben, für die, die ein Bankkonto haben, stellt die Situation gerade eigentlich nur ein Problem dar und zwar, wie man/sie an Bargeld kommen. Denn die ATMs sind überlastet.
Aber diejenigen, die kein Bankkonto haben, also die vorwiegend der unteren Schicht Indiens, müssen zusehen, dass ihre Ersparnisse nicht im Sand zerfließen.
Auch wir haben das Problem nicht so ganz realisiert und hatten zwischendurch zwar Glück, dass wir bei der einen oder anderen Sehenswürdigkeit mit den alten 500er Scheinen bezahlen konnten, aber das knappe Kleingeld für die Totos brauchten... So standen wir dann irgendwann am Bahnhof von Neu Delhi, mit einem letzten 500 Rupienschein und keinem Essen. naiv wie wir waren, sind wir irgendwie davon ausgegangen, auch in diesem Zug wieder Essen zu bekommen. Dem war aber nicht so, da wir in einem ganz normalen Sleepertrain gefahren sind.

Nachdem wir unsere Plätze verteidigt haben, mit einer kleinen Verwechslung zwischendurch, aber auch mit Hilfe von den Mitreisenden, die Englisch konnten, ging die Fahrt los. Mit 22 Halten an Bahnhöfen und einigen irgendwo in der Pampa, saßen wir ein bisschen verloren zwischen all denen, die ihr eigenes Essen mitbrachten und es verspeisten.
Nachdem wir die Menschen, die unter anderem Essen im Zug verkauft haben fragten, ob sie auch die alten Scheine annehmen würden, diese aber verneinten, bemerkten einige engagierte Inder neben uns, dass wir nichts zu essen hatten. Erst bekamen wir eine Portion Chicken Biriyani, also super lecker zubereiteten Reis und dann ein bisschen Kuchen und Schokomilch.
Und das war einfach unglaublich süß! Und lieb und toll... Sie haben sogar probiert, den 500 Rupienschein zu tauschen, hatten aber sozusagen nicht genug Kleingeld dabei. Obwohl wir uns in keiner Weise für die Mühen richtig bedanken konnten, außer mit einem herzlichen Danke, haben sie es irgendwie fertig gebracht, unseren Geldschein doch tauschen zu können. Dadurch hatte sich unser Geldproblem erstmal gelöst.
Für solche Menschen bin ich dankbar, die teilen, ohne selbst etwas davon zu haben. Für mich ist das eine Eigenschaft, die ich zu tiefst bewundere und mir auch gerne selbst zulegen würde.

Die Fahrt selbst hat sich dann irgendwann ziemlich in die Länge gezogen, aber Caterina und ich haben beide unsere Bücher fertig lesen können und werden nun wohl immer aufpassen, mit Essen und Geld in Langstreckenzüge einzusteigen;)

Nach 3 1/2 Stunden Verspätung erreichten wir endlich Howrah und saßen auch schon bald im Zug nach Bauria. Sofort war bei mir dieses Gefül von Vertrautheit und Heimat wieder da und kaum hatten wir Bauria Station verlassen, überholte uns ein Motorrad und Caterinas Name wurde gerufen. Also ja, wir/ich sind wieder zuhause angekommen und unglaublich froh darüber, dort zu wohnen. Denn es sind unsere Mitmenschen geworden, die Totofahrer fragen, ob wir mit dem Fahrrad da sind oder gefahren werden müssen und die kleinen Kinder rufen unsere Namen...

Montag, 14. November 2016

Quest Mall

Heute waren wir in Kolkata, um einem Health Training beizuwohnen, das mit einer Drawing Competition verbunden war. NOSKK hat verschiedene Ableger der Organisation in West Bengal verteilt, ein Teil hat seinen Sitz zum Beispiel in einem ärmeren Viertel, Kasia Baigan genannt, hinter der Quest Mall.
Die Quest Mall ist eine Mall, wie man sie wahrscheinlich aus den amerikanischen Filmen kennt, allerdings eine ziemlich teure, schicke Mall. Demnach gehören auch die Kunden eher zu der oberen Schicht von Kolkatas Bevölkerung.
Die Drawing Competition findet in dieser Mall statt. Wir dachten, in einem der Stockwerke, vielleicht einfach zwischen den Geschäften und dachten uns auch erstmal nichts, als sich die Kinder in einer Reihe aufstellen sollten und einem Mitarbeiter der Mall durch die verschiedenen Stockwerke folgen sollten. Ich dachte, dass die Competition einfach oben, im Stockwerk der Essmeile stattfindet, aber falsch gedacht.
Die Kinder, die sich wahrscheinlich nie eine Sache in dieser Mall kaufen können oder werden, durften brav, immer schön geordnet, von Security begleitet einmal durch die Mall laufen. Dabei wurden sie natürlich von den meisten dort Arbeitenden gesehen und von den Kunden belächelt und bewunken. Für mich ein schrecklicher Moment.
Als wäre ein "Mallbesuch" alles, was sich ein Kind wünscht. Wir haben gefragt, warum sie das machen und die Mitarbeiter meinten, die Kinder wollten unbedingt die Mall einmal sehen. Natürlich verstehe ich die Faszination einer solchen Mall, aber muss man eine ruhige Kindergruppe dann von Security bewacht durch die Mall eskortieren? Wie auf dem Präsentierteller?
Eigentlich nicht oder? Oder liege ich da mit meiner Wahrnehmung ganz falsch?
Nun sitzen die Kinder im Basement der Mall, wo sonst theoretisch Autos parken und haben ganz großzügig von dem Chef der Mall Malutensilien im Wert von 120R Rupien, also noch nicht mal 2€ bekommen. Und das in einer Mall, in der man bei Chanel, Lacoste, sowie Breitling und anderen Luxusmarken einkaufen kann!
Dabei wird alles dokumentiert, um es dann später auf die Facebookseite zu stellen.
Ich weiß, dass es eigentlich gut ist und das die Mall überhaupt so etwas anbietet, aber in meinen Augen ist es doch ein bisschen unverschämt....
Kann natürlich auch einfach sein, dass ich vielleicht ein bisschen überreagiere, aber das waren meine Gefühle und Gedanken am gestrigen Tag...

Samstag, 5. November 2016

Höhen und Tiefen

In jedem Leben gibt es sie, die Höhen und Tiefen. 
Mal mehr, mal weniger ausgeprägt, teilweise nur sehr flüchtig, oft aber auch langanhaltend. 
Bei mir sind es gerade die Tiefen, die langanhaltend sind, mit kleinen Höhen, aber auch immer wieder einem tiefen, langen Fall.
Woran das liegt?
Zum einen, wie schon angesprochen an der wenigen Arbeit, die wir hier haben und auch an der Tatsache, dass unsere Organisation es manchmal scheinbar nicht so wirklich interessiert, ob wir was machen oder nur rumsitzen.
Zu dem kommt noch hinzu, dass meine Organisation ja in einer sehr muslimischen Gegend ist, wo 95% Muslime leben. Wer sich einmal mit den Heirats- und Scheidungsregeln im Koran auseinandergesetzt hat, ist vielleicht schon einmal über die Wörter "Triple Talaq" gestolpert. Wer davon noch nie gehört hat, kann sich vielleicht meine Verwunderung vorstellen, die das Thema mit sich bringt.
"Triple Talaq" bedeutet, dass ein Mann dreimal "talaq" sagen kann und so, ohne weiteres, von seiner Frau getrennt ist. Die Worte kann er in ihrem Beisein sagen, aber auch per SMS schreiben und sogar in ihrer Abwesenheit, trotzdem aber in Gegenwart von Zeugen, sagen. Somit ist die Frau von ihrem Mann getrennt, einfach so, was meistens zu erheblichen Problemen für die Frau führt. Die meisten müssen von heute auf morgen anfangen zu arbeiten und haben ja auch meistens alle noch Kinder zu versorgen.

Unsere Organisation möchte diese Regelung außer Kraft setzten, wobei ich erwähnen sollte, dass Triple Talaq schon seit längerem in der Diskussion steht. Nun hat sich die Lage etwas sehr zugespitzt, da eine andere Organisation, der unsere Organisation mitangehört, ein Statement abgegeben hat, welches eher danach klingt, dass sie komplett den Islam abschaffen wollen. Unsere Organisation hat nun damit zu kämpfen, alles richtig zu stellen, da besonders die Arbeit, die in der umliegenden Gegend geschieht, unter den Folgen des Konflikts leidet.
Unsere Mitarbeiter haben ja so schon ziemlich viel Angst um uns und meinten, dass wir in den nächsten Wochen abends nicht mehr unterwegs sein sollten.
Ich dachte mir nur, was soll das? Und vor allem, wie soll das denn weitergehen? Sollen wir unsere sowieso schon eingeschränkte Freiheit bei jedem Problem, was irgendwer mit unserer Organisation hat, noch weiter einschränken? Dann könnte man uns auch gleich einsperren...

Zumal man sich vorstellen muss, dass ich nach dem Arbeiten in der Teestube meistens irgendwann zwischen 0 Uhr und 7 Uhr morgens alleine durch Weimar gen Zuhause geradelt bin, eine unmögliche Vorstellung für die hier Lebenden.
Gerade Caterina und ich sind es gewohnt, abends und nachts die Möglichkeit gehabt zu haben, alleine unterwegs zu sein, ohne das uns was passiert, oder das wir irgendwas fürchten mussten.

Danach gab es Momente, wo ich mir ernsthaft Gedanken darüber gemacht habe, ob ich hier bleiben will und was sich verändern muss, damit ich hier weiter leben kann.
Es macht nun mal keinen Sinn, sich ein Jahr lang zu verstellen, zumal es ein beidseitiger Kulturaustausch sein sollte und nicht eine komplette Lebensanpassung unsererseits. Natürlich ist uns klar, dass es hier komisch ist, wenn Mädchen/junge Frauen alleine in der Dunkelheit unterwegs sind, aber erstens wird es hier gerade vor 18 Uhr abends dunkel und zweitens kennen sich hier eigentlich alle irgendwie und deshalb ist es eher unvorstellbar, dass uns irgendwas passiert.

Man wünscht sich in solchen Momenten einfach, ein Junge zu sein, da ich/wir wissen, was für Möglichkeiten die Jungs hier haben und was sie einfach alles machen können.

Glücklicherweise habe ich ja hier noch Caterina, mit der man wunderbar über alles sprechen kann und auch Linus und Henryk, die zwar in Tikiapara, Howrah leben, die zwar nicht die gleichen Probleme haben wie wir, einfach da sie Jungs sind, aber ebenfalls mit Problemen konfrontiert werden, über die man sich austauschen kann und gemeinsam eine Lösung finden kann. Oder einfach nur seelische und moralische Unterstützung bei den beiden findet.

Ich hatte das mit dem Kulturaustausch ja bereits ein bisschen angesprochen, der teilweise sehr einseitig passiert. Natürlich nehmen wir mehr von der indischen Kultur mit, da wir uns ja für ein freiwilliges Jahr entschieden haben. Allerdings hatte ich in letzter Zeit das Gefühl, dass die Einseitigkeit noch mehr hervorgetreten ist. Es ist einfach irgendwie komisch, wenn einem ständig gesagt wird, wie schön man doch in indischer Kleidung aussieht und dann auch, wie indisch man ist. Und das finde ich schade... Natürlich finde ich die indische Kleidung echt schön und teilweise auch sehr praktisch, aber unsere "deutsche" Kleidung ist jetzt auch nicht super häßlich oder so. 
Und ja, wir sind nun mal Deutsche und genießen es auch mal, nur in Tshirt und weiter Hose rumzulaufen, anstelle von einem kompletten Salmar Kamez.

Aber gut... Die Unterschiede mit der Hochzeit in Deutschland im Vergleich zu Indien, sowie mit dem Kinder bekommen, haben wir schon recht häufig erklärt, inwieweit die Mitarbeiterinnen es hier verstanden haben, wissen wir nicht genau, aber sie probieren es, auch wenn es für sie schwierig sein muss. Die meisten Menschen, besonders auf dem Land, heiraten nach wie vor eine Person, die ihre Eltern ausgesucht haben, manche lernen sich vor der Hochzeit noch kennen, andere gar nicht. Das ist wiederum für mich komisch und ich persönlich würde es nicht so ganz wollen.
Mit einer Mitarbeiterin, die im Januar heiraten wird, haben wir uns darüber unterhalten, sie scheint allerdings nicht so glücklich darüber zu sein. Daran können wir zwar nichts ändern, aber für mich ist es schön, dass sie uns das erzählt hat. Die anderen sagen alle, dass sie glücklich sind und/oder sich daran gewöhnt haben. Aber gut, es ist, wie es ist....

Ich persönlich wünsche mir mal wieder eine Zeit, die schön ist und wo vor allem die tiefsten Tiefs nicht mehr dabei sind. Auf der einen Seite bin ich zwar ein sehr, sehr positiver Mensch, aber "hasse" mich manchmal meiner positiven Gedanken wegen. Und verliere auch teilweise meine positive Grundeinstellung dem Leben gegenüber... Und das darf einfach nicht passieren!
Zumal es echt deprimierend ist, wenn man sich die ganze Zeit fragt, was man hier macht, von den Orten träumt, wo man sein könnte und das gesamte Leben und vorallem das Jahr an sich in Frage stellt.

Wahrscheinlich sollte ich mir wirklich ein eigenes Motorrad zulegen, um die Möglichkeit zu haben, einfach rauszukommen und allem ein bisschen zu entfliehen.
Ob ich dann anstelle mit dem Flugzeug mit dem Motorrad Richtung Deutschland fahren werde, weiß ich noch nicht, der Sicherheit und der Länder wegen, durch die ich/wir müssten und die es einem einreisenden Motorrad nicht gerade einfach machen. Aber zuerst wird Caterina und Linus das Motorradfahren beigebracht, Scootyfahren kann Caterina schon. 

Und zu allererst geht es zu einem Meeting mit dem Zug nach Neu Delhi:)
Wovon ich dann am Ende der Woche berichten werde:)

Sonntag, 30. Oktober 2016

Schon fast 2 Monate

Nun bin ich schon fast zwei Monate hier... Zwei Monate mit vielen schönen Momenten, aber auch einigen weniger schönen. Mit vielem Neuen, neuen Menschen, einem ganz neuem Land und neuen Erfahrungen.
Gerade sind die Tage leider ein bisschen starker geprägt von wenig Arbeit, da besonders in den letzten Tagen keine oder nur wenig Schüler zu dem Englischunterricht erschienen sind, warum wissen wir nicht genau. Dadurch ist meine Unmotiviertheit weiter gewachsen, aber wir haben uns auch ein bisschen selbst ins Bein geschossen und nicht einfach die Zeit genutzt, etwas mehr vom Land zu entdecken. 
Aber ab November sind wir auch wieder von Montag bis Mittwoch in der Khajuri High School, die auf ihrer Facebookseite auch schon Werbung für uns macht;)





Und Freitag und Samstag sind wir in unserem Dorf in der Schule... Für Caterina wird es eine Gymnastikklasse, für mich eine Malklasse zusätzlich, neben jeweils 2 Englischklassen geben. Ich bin sehr gespannt, wie das wird, da viele Kinder zwar malen, aber häufig die vorgefertigten Malbücher benutzten. Auch in unserem Projekt gibt es einen "Malunterricht", der aber so abläuft, dass der Mallehrer etwas anmalt (mit schwarzem Stift auf ein Whiteboard!!) und die Kinder das dann abmalen....



Neben den etwas unmotivierten Stunden geht es mir hier eigentlich ziemlich gut. Das ich hier ein zuhause gefunden habe, habe ich auch heute wieder gemerkt, wir waren zu einem Besuch bei Helgo in Tikiapara, einem ehemaligem Slum in Howrah, und ich habe mich wirklich gefreut, als wir durch die vertrauten Straßen vom Bahnhof Richtung NOSKK gefahren sind. Die Menschen kennen uns langsam, freuen sich darüber, dass wir einige Worte Bengali können und verstehen und natürlich, wenn unsere Hausmutter wie gewohnt, sich freuend von ihrem allabendlichen Fernsehplatz erhebt um zu sehen, ob wir gut angekommen sind, dann ruft das doch schon ein ziemliches Heimatgefühl hervor.

Was habe ich bisher aus den zwei Monaten mitgenommen?


Sich eigene Dinge für den Englischunterricht zu überlegen, fällt mir manchmal schwerer, als ich gedacht habe, zumal ich nicht nur einen sturen Frontalunterricht machen möchte.
Ich habe mich in ein Land verliebt, von dem ich wahrscheinlich nur einen kleinen Teil kennenlernen werde, da es viel zu groß und weitflächig ist. Aber das lässt sich durch eine weitere Reise in dieses wunderbare, lebensfrohe und energiegeladene Land auch noch meistern.
Wenn man sich eine neue Sprache sozusagen fast selbst beizubringen versucht, ist auch das manchmal schwer. Aber wenn ich dann eine der Mitarbeiterin mit meinen bisherigen Bengalikenntnissen anspreche/antworte und dies dann ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubert, weiß ich, das es sich lohnt und ich mich auch noch weiter dahinter setzten sollte.
Zu dem Thema Heimat, sind es gerade das Lächeln der hier arbeitenden Frauen und Männer, die mir dadurch zeigen, dass ich zuhause und willkommen bin, auch wenn man bisher nur wenig Kontakt zu manchen von ihnen hat. Gerade von einer älteren Dame, eine der "Präsidentinnen" hier, werden wir meist zur Begrüßung, oft auch bei der Verabschiedung ;),umarmt und einmal über unser Gesicht gestrichen, was anfangs ein bisschen komisch ist, mich aber irgendwie auf eine liebevolle Art und Weise an meine Uroma erinnert. Also gibt es viele kleine und große Momente (ja mal wieder spreche ich von Momenten;)), die das Jahr hier lebenswert machen, zumal ich der Meinung bin, dass wir später, auch im Laufe der besseren Bengalikenntnisse, mehr mit NOSKK zutun haben werden und auch noch mehr Sachen außer dem Englischunterricht machen können und werden.

"No matter how hard the past was,
you can always begin again."
Buddha

Ich bin positiv gestimmt, werde mich aber auch noch um einige kleine Sachen kümmern, die mir bisher ein bisschen gefehlt haben, oder nur kurz vorhanden waren. Wie zum Beispiel das Motorrad von unserer Organisation, mit dem ich mit Caterina hintendrauf zum Markt fahren konnte.

In Liebesgeschichten gibt es nicht immer nur Liebe, manchmal gibt es nicht einmal ein "Ich liebe dich" und doch liebt man sich."
Das Labyrinth der Wörter

In diesem Sinne verabschiede ich mich wieder. 
Sende aber über die weiten des Internets ein "Ich liebe euch" an meine Familie dort draußen. Zwei besonders starke an die sozusagen ofenfrische Familie in Hamburg und an die beiden, denen ich unendlich dankbar für alles bin. 
Die mit ihren 26 verbrachten Ehejahren schon fast als altbacken bezeichnet werden können und auf ihre alten Tage (;)) nun das Leben als Großeltern kennenlernen dürfen.

Montag, 17. Oktober 2016

Ich kam, sah und redete nicht viel....

 Gerade heute bin ich selbst zu faul, einen ganzen Blog zu schreiben, wollte aber dennoch wenigstens ein paar Fotos von unserem Wochenende in Kolkata hinzufügen, wobei ein paar andere ebenfalls den Weg in den Blog gefunden haben.... Aber hey, es sind nur Fotos mit wenig Text, die meine Erlebnisse aber größtenteils ganz gut wiederspiegeln....:)


Der Ausblick von unserer Dachterasse nach hinten...

Das angefangene Terassenpflanzenprojekt, welches aber nach dem Nichtkeimen der Kerne wieder eingeschlafen ist....;)


Der nächste Durga Puja Tempel in unserem Umkreis....
Unsere Organisation hatte gegenüber von dem obengezeigten Tempel einen kleinen Stand, mit Prospekten von und über die Organisation. Von einer Mitarbeiterin bekamen wir ein Abendessen, da wir natürlich nicht hungern sollen...




Und so kann ein Tempel von innen aussehen


Oder so....Wobei dieser ein Tempel in Kolkata war, die anderen Tempel, die wir auch besucht haben, könnt ihr auf Caterinas Blog finden :) (caterinindia.wordpress.com)

 

Natürlich haben wir nicht nur die Tempel besucht (Mitte), sondern haben uns auch eine wunderschöne Kirche mit Pappaufstellern von dem Papst und Mutter Theresa angesehen (Links).
Außerdem ist uns auch das altbekannte Hochwasser begegnet ;)


Etwas verwackelt und unscharf, aber ich glaube es lässt sich dennoch die Magie Kolkatas bei Nacht erahnen.

 




Unsere Flurstreichaktion,
mit viel Spaß, Harry Potter und dadurch auch etwas Magie ;)







 

Ein weiteres Fest schließt an Durga Puja an, allerdings in unserem Dorf und mit lauter Musik, die gefühlt die ganzen Nächte vorhanden war....


Eine ganz ganz liebe Familie, bei der wir jederzeit willkommen sind, die sich sehr lieb, aber auf normale Weise um einen kümmern. Auch wenn sie nicht ganz verstehen können, dass uns bei einer Temperatur von 5 Grad weniger im Vergleich zur vorherigen Woche, nicht kalt ist.





Besonders beliebt sind die Seifenblasen bei den Kindern im Dorf.


 Mit Mühe geht auch das Bengalilernen voran;)


Der bunte Sonnenschirm auf dem Dach dient uns als Schattenplatz auf der Dachterasse.

 
Mir sind die Fotos, die gemacht werden manchmal ein bisschen viel, weshalb ich den Spieß umdrehe und die fotografiere, die uns gerade fotografieren. Wobei zu erwähnen ist, das besonders die beiden Mädchen im Vordergrund sehr lieb sind uns ständig mit uns spielen wollen...Leider auch dann, wenn wir gar keine Zeit/Lust haben....


Aber vor einer Englischstunde tut frische Luft ganz gut ;)

P.S. Wobei der Titel des Blogs meine ersten Wochen ganz gut beschreibt, ich aber mehr reden möchte und muss, denn sonst wird das auch mit dem Bengalilernen nichts....

Freitag, 7. Oktober 2016

Momente eines Wochenendes

Bevor wir unser Hotel in Kolkata aufsuchen wollen, haben wir beschlossen, erstmal einen Kaffee zu trinken. Und das in dem gelben Laden, den wir auf der Park Street gesehen hatten.
Zu unserer Überraschung waren dort recht viele Europäer/Backpacker anzutreffen... Aber gut, bei günstigem Essen, freiem WLAN, gutem Kaffee usw., wer will das schon nicht....;)
Und dann erlebten wir in den Abendstunden ein Kolkata, welches wir bis dahin noch gar nicht kannten.

Noch belebter und pulsierender schoben sich die Menschen teilweise durch die Straßen, schoben deshalb, weil gerade vor den größeren Bauten für Durga Puja ein unglaubliches Gedränge entstand. Jeder wollte wenigstens einen Blick auf die Figuren erhaschen, das lange Warten sollte sich ja auch gelohnt haben.... Wir, die ziemlich am Rand, sehr weit vorne waren, wurden von den Massen nach vorne geschoben, von den heute sehr presenten Sicherheitsleute gehalten und zurück geschoben. Um die zwei bisher größten "Tempelbauten" ansehen zu können, haben wir lustigerweie nicht anstehen müssen, erst wurden wir von einem Securityman zu einem Nebeneingang/VIP-Eingang gebracht, beim zweiten Mal kamen wir mit einer Gruppe von Jungs ins Gespräch, die eine VIP-Karte dabei hatten und uns mit hinein nahmen. Und das meistens einfach aus Interesse an uns....

Mir ist das hier aufgefallen, dass manche Leute einen auch anstarren/angucken, aber mit einem großen Interesse dahinter. Den Kolkata kennt zwar Touristen, aber hat sich, zum Glück für uns, noch nicht so daran gewöhnt wie Delhi oder Mumbay wahrscheinlich ;)

Bilder von den Palästen werde ich noch beifügen:)

Der gesamte Abend hatte für mich etwas besonderes, ja wahrscheinlich sogar magisches an sich. Die vielen Straßen mit den bunten Lichtern, dazu die gewohnten Stadtgeräusche (sehr lautes, durchdringendes Hupen) und oftmals die eine oder andere laute Musik in/bei den Tempeln. Einmal wurden wir von einem Straßenstandverkäufer in einen Hinterhof gewunken, nach dem wir interessiert nach dem Ursprung eines Trommelkonzertes Ausschau gehalten haben. Und was fanden wir da? Inmitten eines halb überdachten Hinterhof, mit einem Trinkwasserhahn am Rand, war ein kleiner, aber ein liebevoll erbauter Tempel zu sehen, vor dem drei ältere, graubärtige Inder in ihren Dhotis die Trommeln schlugen. Entlang der Balkone spannten sich zahlreiche Lichterketten und ließen den doch etwas düstereren Hof in einem ganz anderen Licht erscheinen. 

Für mich sind es genau diese Momente, die mir zeigen, dass das Land, welches ich gewählt habe, genau das ist, wo ich ein Jahr leben möchte, um am Ende möglichst viele solcher Momente einfangen und behalten zu können.

Die Nacht war noch recht lang, weshalb wir uns heute auch erst ab 12 Uhr aus dem Bett bequemt haben, einfach weil wir geschlafen und es genossen haben, einfach frei zu haben. Und bis auf Aaron, einen anderen Freiwilligen, niemand, der auf uns wartet/von uns abhängig ist.
Noch ein bisschen verschlafen machten wir uns auf den Weg, etwas zum Frühstücken zu finden und entschieden uns sehr schnell für ein sehr einfaches, indisches Essen. Lecker und ganz entspannt aßen wir unter ein paar indischen Männern, wobei es für jeden sozusagen das gleiche gab, Reis, Gemüse und Dhal. Da ist mir mal wieder aufgefallen, dass die Zeit, die das Essen in Anspruch nimmt, eine ganz andere ist, als ich es von zuhause kenne. Man setzt sich an den Tisch, bekommt/nimmt sich das Essen, isst und steht auf, wäscht sich die Hände und das wars. Wenig Gespräche, und wenn, dann kurze, die genauso lange dauern, bis man fertig gegessen hat. Während zuhause ein Abendessen theoretisch Stunden dauern kann....

Aber dafür gibt es hier bei anderen Dingen, die fast schon berühmte indische Gelassenheit.
Nach einigen Hin und Her und etwas Warterei von unserer Seite aus, haben Caterina und ich, uns mit Linus und Henryk getroffen, um ein bisschen planlos den Nachmittag miteinander zu verbringen. Was sich am Ende zu der zweiten sehr guten Nacht in Folge entwickelt hat. Mit viel Spaß und naja Appetit haben wir ein hervorragendes Restaurant besucht, was auf eine ganz süße, liebe Art probiert, eine Mischung aus Indien und aller Welt herzustellen. Die Kellner/Server waren in indischer Tracht, die Speisekarte dagegen reichte von irischem Steak über American Banana Split bis hin zu Tandoori Chicken. Alles in allem eine wunderbare Mischung und auch nur weiter zu empfehlen, vorausgesetzt, man bringt etwas Wartezeit mit, auf das Essen auf jeden Fall, auf den Tisch eigentlich auch;)

Manchmal ist es gerade wegen unserer Hautfarbe so, dass man sich einen kleinen Vorteil verschaffen kann, und schnell und einfach einen Tisch bekommt, auch wenn man theoretisch warten müsste. Wir wissen/ich weiß natürlich, dass man genau das eigentlich nicht machen sollte, aber es einfach einmal auszuprobieren finde ich persönlich in Ordnung.....

Vielleicht ist erkennbar geworden, dass sich mein Wochenende aus mehreren kleinen und größeren Momenten zusammengesetzt hat, manche schön, manche etwas nervig oder dekadent.... Aber es war ein kleiner Miniurlaub, raus aus dem Englischunterricht und rein in das Leben Kolkatas....:)
Mit Freiwilligen, die sich mehr und mehr wie eine Familie zusammenfügen, sich unterstützten und ihr Erlebtes teilen...


Trotzdem sind meine Gedanken gerade bei einer kleinen Heiratsbekanntgabe, von der ich gegen 3 Uhr nachts erfahren habe... Eine komische Situation, wenn man es mal objektiv betrachtet.... Aber damit muss man leben, wenn man sich entscheidet, 8500km entfernt von der einen Heimat entfernt zu sein....:)


Liebste Grüße an alle:)

Montag, 3. Oktober 2016

Wie Dornröschen erwachten wir aus einem langen Schlaf....

Das stimmt natürlich nicht ganz, allerdings waren wir in dem letzten Monat oft und beständig müde... Es war irgendwie komisch, denn natürlich hatten wir auf der einen Seite was zu tun und an manchen Tagen auch recht viel, aber so ganz war mir meine Müdigkeit nicht klar.
Aber als wir am Samstag morgen Richtung SP-Office radelten, um meine Registrierung endlich abzuschließen, merkten wir, was uns morgens ein bisschen fehlt.
Die Räume, in denen wir uns manchmal zu oft aufhalten, haben Fenster, leider mit verschlossenen Fensterläden, weshalb die Luft.... Naja meistens eher eine Klimaanlagenluft ist.... Und durch verschlossene Fensterläden erreicht einen auch kein Sonnenlicht, was zum Beispiel eine Pflanze ja wirklich zum Leben braucht ;)
An dem besagten Morgen waren wir also draußen, im Sonnenschein an der frischen Luft und sind mal eine etwas längere Strecke mit dem Rad gefahren, aber waren danach wacher als an den Tagen davor.
Also heißt das für mich, ganz bewusst mehr Zeit draußen zu verbringen und in den Pausen unsere Dachterrasse zu nutzen. Denn diese ist ein kleines Projekt von uns, damit wir in Sonnenschein und Regen draußen sein und das Dorfleben sozusagen von oben mit erleben können.

Ansonsten habe ich mehr und mehr Spaß am Englischunterricht, in der High School und auch in den Gruppen, die wir hier in NOSKK unterrichten. Natürlich ist das eine oder andere schwer zu erklären, wenn man zum Beispiel mir das Wort für "Wortstamm" im Englischen nicht einfällt und ich probiere, den Begriff mit "root" (Wurzel) zu umschreiben. Glücklicherweise sind unsere Schüler ganz pfiffig, oder einer versteht es und erklärt es dann den anderen.

Nach nur einem Monat hier habe ich mich schon stärker eingelebt, als ich gedacht habe, auch wenn mir manchmal das eine oder andere doch fehlt...
Also ich habe kein Heimweh oder ähnliches, aber ich merke, wie ich die Anonymität vermisse, die ich aus Deutschland kenne und dass man nicht jedem sagen muss, was man gerade macht oder wohin man geht. Aber mit einer Gewöhnung der Einheimischen an uns wird das vielleicht irgendwann im Laufe der nächsten elf Monate verschwinden und bis dahin freue ich mich auf die drei Tage, die wir nächstes Wochenende in Kolkata verbringen werden.
Wir haben uns für die Durga Puja Feiertage ein Zimmer gemietet, damit wir nicht immer wieder die doch etwas längere Hin- und Rückfahrt nach Hause haben.
Die Pujaferien sind ziemlich lang und wir werden neben dem Feiern in Kolkata die Zeit auch dazu nutzen, die Flure hier mit Farbe zustreichen.

Montag, 26. September 2016

Entdecken, Erkunden, Lernen

"Let´s get some european food"....
Damit startete der zweite Trip nach Kolkata und es hat sich echt gelohnt.
Das Frühstück bestand heute mal nicht aus Rothi und einem Gemüse und Cha (Schwarztee mit Milch und häufig auch mit viiel Zucker), sondern aus gutem Kaffee mit Pizza und/oder Sandwich.
Es war super lecker und wahrscheinlich für die Bedienung erstmal ziemlich verwunderlich, da es gerade mal 10 Uhr morgens war.
Aber das Gefühl oder besser gesagt, der Geschmack, wenn man nach drei Wochen wieder Kaffee trinkt, war unbeschreiblich.

Und dann abends der Biss in eine leckere Pizza....Dazu gab es leckere Milchshakes und für Caterina Spaghetti mit Spinat-Käsesauce....;)
Das wir einen Tag mit sehr europäischem Essen gemacht haben, soll jetzt aber auf keinen Fall bedeuten, dass Essen, was wir bei NOSKK bekommen sei schlecht oder so!! Wir bekommen meistens ziemlich gutes, leckeren Reis, tolles Gemüse und natürlich Rothi oder eine frittierte Variante von Rothi. Also wir können uns echt nicht beklagen, aber manchmal fehlt ein bisschen die Abwechslung und wir müssen uns noch einmal um Gewürze kümmern, damit auch eine ausgebautere geschmackliche Abwechslung möglich ist.

 Ansonsten haben wir den Tag mit Büchern verbracht, da wir erst in einem unglaublich tollen Buchladen waren und dort einige Stunden verbracht haben, da wir dort einfach alles gefunden haben und auch Zeit damit verbracht haben, uns alles anzugucken:)
Und wer einmal nach Kolkata fährt oder dort einen Tag verbringt, sollte auf jeden Fall die Collegestreet besuchen.
Dort reiht sich ein Buchladen an den anderen, wobei diese eher an Kioske erinnern, jedoch bis zur Decke gefüllt mit Büchern. Dabei sind viele Schul/Collegebücher, unter anderem einige Bücher von deutschen und englischen Schriftstellern, natürlich auf Englisch und viele, viele indische Schriftsteller. Häufig, für unseren Geschmack zu häufig konnte man Hitlers "Mein Kampf" erwerben. Warum man es hier so häufig findet, habe ich noch nicht herausgefunden....


Natürlich waren wir auch ein bisschen als Touristen unterwegs und haben das Victoriamemorial angeschaut und sind uns in dem Park drumherum ergangen ;)



Am Samstagabend war die gesamte Projektleitung eigentlich bei einer Hochzeit eingeladen, aber aufgrund von Zeitmangel waren am Ende nur noch Caterina und ich übrig. Nach einer verspäteten Abfahrt und einer unglaublich langen und nervenaufreibenden Autofahrt kamen wir leider zu spät für die Zeremonie, aber es gab viel Essen und nette Unterhaltungen. Die ganze Sache hatte etwas komisches an sich, da wir das Brautpaar nicht kannten und deshalb belustigte Blicke geerntet haben, wenn wir erzählt haben, warum wir dort sind. Trotzdem hat sich das eine oder andere nette Gespräch ergeben und für mich war es ziemlich interessant zu sehen, wie eine indische Hochzeit aussieht. Es war zwar eine muslimische, aber auch so eine habe ich noch nicht miterleben können.
Wieviele Personen eingeladen waren, weiß ich nicht, aber die Mitarbeiter hier sagen, dass es meist so zwischen 500 und 1000 Gästen sind,...Irgendwie unvorstellbar.... 
Aber im November steht die Hochzeit einer Mitarbeiterin an und danach kann ich vielleicht mehr berichten;)

Liebe Grüße an alle dort draußen und bis bald:)