Freitag, 7. Oktober 2016

Momente eines Wochenendes

Bevor wir unser Hotel in Kolkata aufsuchen wollen, haben wir beschlossen, erstmal einen Kaffee zu trinken. Und das in dem gelben Laden, den wir auf der Park Street gesehen hatten.
Zu unserer Überraschung waren dort recht viele Europäer/Backpacker anzutreffen... Aber gut, bei günstigem Essen, freiem WLAN, gutem Kaffee usw., wer will das schon nicht....;)
Und dann erlebten wir in den Abendstunden ein Kolkata, welches wir bis dahin noch gar nicht kannten.

Noch belebter und pulsierender schoben sich die Menschen teilweise durch die Straßen, schoben deshalb, weil gerade vor den größeren Bauten für Durga Puja ein unglaubliches Gedränge entstand. Jeder wollte wenigstens einen Blick auf die Figuren erhaschen, das lange Warten sollte sich ja auch gelohnt haben.... Wir, die ziemlich am Rand, sehr weit vorne waren, wurden von den Massen nach vorne geschoben, von den heute sehr presenten Sicherheitsleute gehalten und zurück geschoben. Um die zwei bisher größten "Tempelbauten" ansehen zu können, haben wir lustigerweie nicht anstehen müssen, erst wurden wir von einem Securityman zu einem Nebeneingang/VIP-Eingang gebracht, beim zweiten Mal kamen wir mit einer Gruppe von Jungs ins Gespräch, die eine VIP-Karte dabei hatten und uns mit hinein nahmen. Und das meistens einfach aus Interesse an uns....

Mir ist das hier aufgefallen, dass manche Leute einen auch anstarren/angucken, aber mit einem großen Interesse dahinter. Den Kolkata kennt zwar Touristen, aber hat sich, zum Glück für uns, noch nicht so daran gewöhnt wie Delhi oder Mumbay wahrscheinlich ;)

Bilder von den Palästen werde ich noch beifügen:)

Der gesamte Abend hatte für mich etwas besonderes, ja wahrscheinlich sogar magisches an sich. Die vielen Straßen mit den bunten Lichtern, dazu die gewohnten Stadtgeräusche (sehr lautes, durchdringendes Hupen) und oftmals die eine oder andere laute Musik in/bei den Tempeln. Einmal wurden wir von einem Straßenstandverkäufer in einen Hinterhof gewunken, nach dem wir interessiert nach dem Ursprung eines Trommelkonzertes Ausschau gehalten haben. Und was fanden wir da? Inmitten eines halb überdachten Hinterhof, mit einem Trinkwasserhahn am Rand, war ein kleiner, aber ein liebevoll erbauter Tempel zu sehen, vor dem drei ältere, graubärtige Inder in ihren Dhotis die Trommeln schlugen. Entlang der Balkone spannten sich zahlreiche Lichterketten und ließen den doch etwas düstereren Hof in einem ganz anderen Licht erscheinen. 

Für mich sind es genau diese Momente, die mir zeigen, dass das Land, welches ich gewählt habe, genau das ist, wo ich ein Jahr leben möchte, um am Ende möglichst viele solcher Momente einfangen und behalten zu können.

Die Nacht war noch recht lang, weshalb wir uns heute auch erst ab 12 Uhr aus dem Bett bequemt haben, einfach weil wir geschlafen und es genossen haben, einfach frei zu haben. Und bis auf Aaron, einen anderen Freiwilligen, niemand, der auf uns wartet/von uns abhängig ist.
Noch ein bisschen verschlafen machten wir uns auf den Weg, etwas zum Frühstücken zu finden und entschieden uns sehr schnell für ein sehr einfaches, indisches Essen. Lecker und ganz entspannt aßen wir unter ein paar indischen Männern, wobei es für jeden sozusagen das gleiche gab, Reis, Gemüse und Dhal. Da ist mir mal wieder aufgefallen, dass die Zeit, die das Essen in Anspruch nimmt, eine ganz andere ist, als ich es von zuhause kenne. Man setzt sich an den Tisch, bekommt/nimmt sich das Essen, isst und steht auf, wäscht sich die Hände und das wars. Wenig Gespräche, und wenn, dann kurze, die genauso lange dauern, bis man fertig gegessen hat. Während zuhause ein Abendessen theoretisch Stunden dauern kann....

Aber dafür gibt es hier bei anderen Dingen, die fast schon berühmte indische Gelassenheit.
Nach einigen Hin und Her und etwas Warterei von unserer Seite aus, haben Caterina und ich, uns mit Linus und Henryk getroffen, um ein bisschen planlos den Nachmittag miteinander zu verbringen. Was sich am Ende zu der zweiten sehr guten Nacht in Folge entwickelt hat. Mit viel Spaß und naja Appetit haben wir ein hervorragendes Restaurant besucht, was auf eine ganz süße, liebe Art probiert, eine Mischung aus Indien und aller Welt herzustellen. Die Kellner/Server waren in indischer Tracht, die Speisekarte dagegen reichte von irischem Steak über American Banana Split bis hin zu Tandoori Chicken. Alles in allem eine wunderbare Mischung und auch nur weiter zu empfehlen, vorausgesetzt, man bringt etwas Wartezeit mit, auf das Essen auf jeden Fall, auf den Tisch eigentlich auch;)

Manchmal ist es gerade wegen unserer Hautfarbe so, dass man sich einen kleinen Vorteil verschaffen kann, und schnell und einfach einen Tisch bekommt, auch wenn man theoretisch warten müsste. Wir wissen/ich weiß natürlich, dass man genau das eigentlich nicht machen sollte, aber es einfach einmal auszuprobieren finde ich persönlich in Ordnung.....

Vielleicht ist erkennbar geworden, dass sich mein Wochenende aus mehreren kleinen und größeren Momenten zusammengesetzt hat, manche schön, manche etwas nervig oder dekadent.... Aber es war ein kleiner Miniurlaub, raus aus dem Englischunterricht und rein in das Leben Kolkatas....:)
Mit Freiwilligen, die sich mehr und mehr wie eine Familie zusammenfügen, sich unterstützten und ihr Erlebtes teilen...


Trotzdem sind meine Gedanken gerade bei einer kleinen Heiratsbekanntgabe, von der ich gegen 3 Uhr nachts erfahren habe... Eine komische Situation, wenn man es mal objektiv betrachtet.... Aber damit muss man leben, wenn man sich entscheidet, 8500km entfernt von der einen Heimat entfernt zu sein....:)


Liebste Grüße an alle:)

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