Donnerstag, 17. November 2016

17 Stunden hin, 27 1/2 Stunden zurück

Ja, so ungefähr sah unsere Reise im Groben nach New Delhi aus.
Als die Reise überhaupt erst richtig fest stand, also Montag mittag, wir Dienstag Nachmittag losfahren würden, um Mittwoch morgen dann in Delhi zu sein, hatten wir erneut einige Euphorieschübe und auch wieder Enttäuschungen erlebt. Anfangs war der Plan, das wir Montag losfahren würden, um pünktlich zum Meeting Beginn in Delhi zu sein, aber nach langem Hin und Her und ewiger Herumtelefoniererei seitens unserer Organisation und ständigem Umdenken von uns, stand fest, dass wir erst gegen Mittwoch in Delhi sein können. Aufgrund von Ticketmangel etc. etc.
Aber unsere Reise begann in einem ziemlich komfortablen Zug, der uns in nur 17 Stunden an unser Ziel bringen sollte: Rajdhani Express

Mit sehr gutem und vor allem viel Essen, alles einzeln verpackt, sowie bereitgestellten Laken und Decken reisten wir Richtung Delhi. Manchmal habe ich mich nicht mehr wirklich wie in Indien gefühlt, eher wie in irgendeinem Zug in Europa, aber die vorbeiziehende Landschaft war dann doch sehr indisch;)

Das Meeting selbst war dann ziemlich interessant, nicht unbedingt weil ich alles verstanden habe (Sprachbarriere), aber vor allem aufgrund der Menschen, die man dort kennengelernt hat. Neben vielen Menschen, die ebenfalls in der einen oder anderen NGO tätig sind, haben wir, gut eigentlich erst nach dem Meeting, eine Inderin kennengelernt, die sich gegen verschiedene Dinge stellt und oftmals mit politischen Auftritten gegen z.B. Kriege ausspricht.
Die Arbeit, die diese Frau leistet ist unglaublich! Es lohnt sich daher sehr, sich ein bisschen über sie und ihre Organisation zu belesen;)
Wir hätten sie auch fast gar nicht kennengelernt, aber da sie aufgrund von Problemen mit dem Bezahlen ihres Fluges nach Mumbai, erst zwei Tage später geflogen ist, haben wir uns bei einem nächtlichen Chai kennenlernen können.
Ihre Geldprobleme sind dabei nicht auf zu wenig Geld zurückzuführen oder so, sondern nur auf die schlichte Tatsache, dass der indische Premier Modi von heute auf morgen beschlossen hat, die 500 und 1000 Rupienscheine ungültig werden zu lassen. Er will damit gegen die Massen an Falschgeld vorgehen, die im Umlauf sind, verschlechtert aber eigentlich nur die Lebenslage seiner Landsmänner. 
Dieser Artikel trifft die Lage ganz gut, aber um es noch einmal hervorzuheben, für die, die ein Bankkonto haben, stellt die Situation gerade eigentlich nur ein Problem dar und zwar, wie man/sie an Bargeld kommen. Denn die ATMs sind überlastet.
Aber diejenigen, die kein Bankkonto haben, also die vorwiegend der unteren Schicht Indiens, müssen zusehen, dass ihre Ersparnisse nicht im Sand zerfließen.
Auch wir haben das Problem nicht so ganz realisiert und hatten zwischendurch zwar Glück, dass wir bei der einen oder anderen Sehenswürdigkeit mit den alten 500er Scheinen bezahlen konnten, aber das knappe Kleingeld für die Totos brauchten... So standen wir dann irgendwann am Bahnhof von Neu Delhi, mit einem letzten 500 Rupienschein und keinem Essen. naiv wie wir waren, sind wir irgendwie davon ausgegangen, auch in diesem Zug wieder Essen zu bekommen. Dem war aber nicht so, da wir in einem ganz normalen Sleepertrain gefahren sind.

Nachdem wir unsere Plätze verteidigt haben, mit einer kleinen Verwechslung zwischendurch, aber auch mit Hilfe von den Mitreisenden, die Englisch konnten, ging die Fahrt los. Mit 22 Halten an Bahnhöfen und einigen irgendwo in der Pampa, saßen wir ein bisschen verloren zwischen all denen, die ihr eigenes Essen mitbrachten und es verspeisten.
Nachdem wir die Menschen, die unter anderem Essen im Zug verkauft haben fragten, ob sie auch die alten Scheine annehmen würden, diese aber verneinten, bemerkten einige engagierte Inder neben uns, dass wir nichts zu essen hatten. Erst bekamen wir eine Portion Chicken Biriyani, also super lecker zubereiteten Reis und dann ein bisschen Kuchen und Schokomilch.
Und das war einfach unglaublich süß! Und lieb und toll... Sie haben sogar probiert, den 500 Rupienschein zu tauschen, hatten aber sozusagen nicht genug Kleingeld dabei. Obwohl wir uns in keiner Weise für die Mühen richtig bedanken konnten, außer mit einem herzlichen Danke, haben sie es irgendwie fertig gebracht, unseren Geldschein doch tauschen zu können. Dadurch hatte sich unser Geldproblem erstmal gelöst.
Für solche Menschen bin ich dankbar, die teilen, ohne selbst etwas davon zu haben. Für mich ist das eine Eigenschaft, die ich zu tiefst bewundere und mir auch gerne selbst zulegen würde.

Die Fahrt selbst hat sich dann irgendwann ziemlich in die Länge gezogen, aber Caterina und ich haben beide unsere Bücher fertig lesen können und werden nun wohl immer aufpassen, mit Essen und Geld in Langstreckenzüge einzusteigen;)

Nach 3 1/2 Stunden Verspätung erreichten wir endlich Howrah und saßen auch schon bald im Zug nach Bauria. Sofort war bei mir dieses Gefül von Vertrautheit und Heimat wieder da und kaum hatten wir Bauria Station verlassen, überholte uns ein Motorrad und Caterinas Name wurde gerufen. Also ja, wir/ich sind wieder zuhause angekommen und unglaublich froh darüber, dort zu wohnen. Denn es sind unsere Mitmenschen geworden, die Totofahrer fragen, ob wir mit dem Fahrrad da sind oder gefahren werden müssen und die kleinen Kinder rufen unsere Namen...

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